Segeln in Roermond

mit einer 40 Jahre alten Klepper "Passat" Falt-Jolle


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2002 feierte die Faltbootwerft Klepper mit sportlichen Events ihr 90 jähriges Bestehen. Hervorgegangen aus einer Schneiderei, ist der Faltboothersteller mit wechselhafter Geschichte bei Kanufreunden ein Begriff. Aber was hat Klepper mit Segeln zu tun?
Klepper hatte einmal eine Jolle im Programm. Kein Kajak mit Besegelung sondern ein Boot mit echtem Jollenriss.

Im Jahr 1961 veröffentlichte die Zeitschrift Yacht eine Vorstellung der Klepper Passat. Der Vater meines Freundes Jens Quade hat damals zugeschlagen. Ein halbes Jahr später, 1962, kaufte er die Passat im Hamburger Klepper-Laden. Die Jolle ging weiter an seinen Sohn, der sie noch einige Jahre gesegelt hat. 1989 hat mein Freund mir das Boot geschenkt. Und diese alte Gurke aus Gummi, Stoff, Holz und Messingbeschlägen segelt heute noch.

Wieviel Exemplare Klepper insgesamt verkauft hat, ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Ein Brand auf dem Firmengelände in Rosenheim 1995 hat alle Unterlagen vernichtet. Die Firma musste sogar Boote zurückkaufen, um neue Schnittmuster zu erstellen. Heute produziert der Faltboothersteller unter neuer Leitung. Das Faltboot als Produkt hat sich gehalten. Die Passat gibt es natürlich längst nicht mehr im Angebot. Aber der Aufbau und die Grundidee haben sich bewährt und sind geblieben. Und so habe ich auch 2002 noch Kanu-Ersatzteile nach leichtem Umbau in meiner Jolle verbaut.


Erste Saisonvorbereitungen auf dem Küchenfussboden: Kimmstäbe aus dem Kanu-Programm werden auf Jollenlänge gekürzt. Ein paar angeknackste Stäbe müssen ersetzt werden.

Ein paar dieser Boote müssten schon verkauft worden sein. Unter Faltbootfreunden gibt es einen Austausch darüber im Internet und eine Seite mit Faltjollen unterschiedlicher Hersteller. Hier gibt es auch ein gut erhaltenes Exemplar der Klepper Passat zu besichtigen.



Die Passat ist ein typisches Wirtschaftswunder-Produkt.
Hier ein paar Fotos aus dem Prospekt im direkten Vergleich zur rauhen Wirklichkeit.

Ein Urlaubstraum im Kofferraum, so preist der Katalog die Jolle an. Den Winter verbringt sie platzsparend im Keller, so zeigt es der Prospekt. Wahrscheinlich fehlt mir das Talent zum Packen, denn bei mir sieht das ganz anders aus. In Natura nehmen die Packsäcke denn doch etwas mehr Raum ein.

Im Frühjahr verstaut der 60er-Jahre-Mensch die Jolle stolz in seinen BMW 1600 und holt sie am nächsten Baggersee wieder heraus.
Es sieht so einfach aus, aber unter uns: Es muss eng geworden sein. Ich fahre einen Renault Nevada, einen riesigen Kombi, mit dem es schwer ist, eine Parklücke zu treffen. Aber wenn die Packsäcke bei umgeklappten Rücksitzen verstaut sind, ist der Wagen voll. Der Mast, in drei Teile zerlegt, ist außerdem noch auf dem Dach. Ein paar Campinguntensilien und zwei Kinder dabei? Dann muss zweimal gefahren werden.

Und bis die Jolle dann so schön wie hier am Strand von Rimini (oder wo auch immer) liegt, bedarf es noch ein paar weiterer Vorbereitungen. Die Wahrheit ist: Der Aufbau braucht seine Zeit, bestimmt zwei bis drei Stunden bestes Segelwetter, in denen man ganz schön ins Schwitzen kommt.
Als wir noch in Hamburg wohnten, haben wir deshalb mindestens den Rumpf aufgebaut im Garten gelagert und komplett auf dem Autodach befördert. Bis meine Frau streikte, denn es ist immer auch ein ziemliches Gewicht zu heben. (Übrigens tragen wir sogar die Packsäcke zu zweit.) Deshalb, und weil wir es hier in Süd-Limburg wesentlich weiter zum Wasser haben, liegt sie jetzt wie ein richtiges Boot auf einem Jollenplatz im Yachthafen Hatenboer in Roermond.

Hier ein paar Fotos und Berichte über vielleicht eine der letzten noch segelnden Klepper-Jollen.

Übersicht

© Herbst 2002, Ingmar Krüger